Unser Projekt "GESTALTEN - ERHALTEN - MITEINANDER REDEN"
knüpfte an zwei Absprachen zwischen (uns) Kolleg/innen in Haus 10 an:
Reflektionen über das Projekt aufgrund eigener Beobachtungen
und Gesprächen mit den Schülern/innen
Die Schüler wählten sich mit dem Stammgruppenleiter gemeinsam ihr Tätigkeitsfeld
im Haus aus und waren dadurch an der Entstehung ihres zukünftigen Arbeitsbereiches
beteiligt: Es sollten Stammgruppenräume, Unterrichtsräume, Mädchen-
und Jungentoiletten gestaltet, Stühle und Schülerschränke bemalt werden.
I) Die Vorbereitung
Wichtig war uns Lehrer/innen, dass die Gestaltung des Hauses farblich
harmonisch und in Abstimmung mit den bereits vorhandenen Schülerarbeiten
wie Bilder und Wandteppiche sein sollte.
Zunächst fertigten die Schüler/innen farbig gestaltete Entwürfe an,
die in der Stammgruppe besprochen und anschließend im Flurbereich des
Hauses für alle Mitglieder sichtbar aushingen mit der Bitte um mögliche
Änderungsvorschläge. Veränderungswünsche wurden von den Schüler/innen
anderer Arbeitsbereiche kaum vorgebracht.
Kritik:
Die Vorbereitungsphase, in der die Räume ausgemessen und anschließend
Skizzen der Veränderungen angefertigt wurden, empfanden einige Schüler/innen
unnötig und zu zeitaufwendig; sie wollten lieber sofort mit der Arbeit
beginnen. Auch wurde darüber geklagt, dass die Schüler/innen auf eine
individuelle Bemalung ihres eigenen Schrankes verzichten mussten, damit
die Farb- und Motivgestaltung des Erdgeschosses nicht gestört wird.
II) Die Arbeit und ihre Auswirkungen
Alle Schüler/innen nahmen aktiv an der Veränderung ihres "Bereiches"
teil. Engagiert griffen Mädchen zum Beispiel zur Bohrmaschine und brachten
die Halterungen für ihre gestalteten Spiegel an.
Eine Schülerbefragung nach Abschluss der Arbeiten zeigte uns, dass ein
Großteil der Schüler/innen es generell begrüßte, an einer gemeinsamen
Sache -der Hausgestaltung- gearbeitet zu haben. Sie äußerten auch, dass
sie nun das Jahrgangshaus als "ihr Haus" empfinden und im Laufe der
Zeit ein Gemeinschaftsgefühl gewachsen sei.
Unsere Beobachtungen bestätigen uns, dass unsere Schüler/innen auf ihr
geschaffenes Werk stolz sind, denn sie zeigten ihre Arbeit anderen Schüler/innen.
So entwickelte sich phasenweise ein "Haus-Tourismus". Schüler/innen
anderer Jahrgänge schauten sich im Haus mit großer Bewunderung um. 7-Klässler
fanden, dass dies das schönste Haus sei. Bei den 10-Klässlern war sogar
Neid heraus-zuhören: "Woher haben die das Geld für die Spiegel? Wir
haben das nicht ...?"
Auch Elterngespräche während des Weihnachtsbasars bestätigten, dass
die Atmosphäre im Haus als wohltuend empfunden wird. Eine Mutter vermutet
sogar, dass durch die Gestaltung der Räume sicherlich das Lernen gefördert
werde und meinte ferner: "Ich bin froh, meine Tochter in diesem Jahrgang
zu haben ".
Resümee:
Mit der Hausgestaltung versprachen wir uns auch, dass die Zerstörungen
im Haus nachlassen werden. Leider traten bereits kurz nach Abschluss einzelner
Schülerarbeiten erneut
Zerstörungen
an dem Selbstgestaltetem auf. Dies führte zunächst zu Enttäuschung
und Ärger dann aber auch zu neuem Engagement. Während einer aus diesem
Anlass einberufenen Großgruppenversammlung trat eine Schülerin an das
Mikrofon, die die Sinnlosigkeit der Zerstörung beklagte: "Ihr wollt doch
auch nicht, dass andere das kaputt machen, was Ihr gemacht habt".
Wir Lehrer/innen können zunächst noch keine deutliche Verhaltensänderung
beobachten, weil uns auch die Möglichkeit zu einem direkten Vergleich
fehlt. Es scheint aber nur eine sehr kleine Gruppe von Schüler/innen
zu sein, die demoliert. Wir hoffen, aufgrund der stärkeren Identität
zu ihrem Haus, dass andere Schüler/innen derartige Zerstörungen nicht
dulden und sich einmischen. Auch die Pädagogen, die in diesem Jahrgang
unterrichten, sind jetzt stärker angehalten bei Entdeckung von Zerstörungen
zu reagieren.
Die Erhaltung des Hausinventars und der selbstgestalteten Arbeiten wird
uns die nächsten Jahre noch begleiten und damit immer wieder zu Diskussionen
-dem Miteinanderreden- führen. Auch die Gestaltung des Hauses muss noch
nicht beendet sein, da jedes Hausmitglied die Fortsetzung der Hausgestaltung
anregen bzw. auch selbständig weiterführen kann.
Reflektionen über das Projekt
unter Berücksichtigung der Partizipation und der Nachhaltigkeit
Wir sehen durch die Arbeit in unserem Jahrgangshaus die drei Aspekte
der Nachhaltigkeit (ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekt )
und die Partizipation nur teilweise erfüllt.
Partizipation
Mit diesem Projekt ist es uns erstmalig in unserem neuen Jahrgang
gelungen, dass wir verschiedene Personen unseres Schuldorfes in unsere
Arbeit miteinbeziehen und die Kommunikation der Schüler/innen untereinander
bezüglich ihrer Belange fördern konnten:
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Eine Schülerin nutzte die Großgruppenversammlung erstmalig,
um ihre Meinung bezüglich der erneuten Zerstörungen im Haus allen
anderen Schüler/innen mitzuteilen. |
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Schüler/innen berichteten ihren Eltern von den Veränderungen
in ihrem Schulhaus, woraufhin die Elternvertreter während einer
Gesamteltern-vertreterversammlung des 8. Jahrganges eine Begrünungsaktion
um Haus 10 beschlossen und organisierten. An einem Freitagnachmittag
wurden gespendete Pflanzen und Pflanzenzwiebeln in einer gemeinsamen
Aktion von einigen
Eltern, Schülern und Lehrer/innen gepflanzt. |
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Durch die Besichtigung des Hauses von Schüler/innen
anderer Jahrgänge werden durch Gespräche untereinander vielleicht
weitere ähnliche Aktionen in anderen Häusern angestoßen. |
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Von unserer Seite (Multiplikatoren des BLK-Programms)
werden wir die in unserem Jahrgang gesammelten Erfahrungen auf verschiedenen
Ebenen den Kolleg/innen der Schule mitteilen: |
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a)Es erscheint ein kurzer Bericht in dem nächsten
schulinternen Informationsblatt. |
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b)Wir nehmen an der nächsten Stammgruppenleitersitzung
des 7. Jahrganges teil, um anzuregen, dass
das Projekt "Hausgestaltung" übernommen wird, so
dass sich in den zukünftigen 7. Jahrgängen die Hausgestaltung als
ein fester Bestandteil des Projektunterrichts
etablieren kann. |
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c)Es liegt eine Dokumentation unserer Arbeit im Internet
vor. |
Mit dem durchgeführten Projekt haben wir das vom BLK-Programm-21 geforderte
Modul "Partizipatives Lernen in der Stadt" nur teilweise erfüllt. Das
Ziel über unsere Schule hinaus zu wirken und Einfluss von dort zunehmen,
war aufgrund der Themenwahl nicht erreichbar. Wir beabsichtigen in den
nachfolgenden Projekten die Problemfelder auch außerhalb des Schuldorfes
zu suchen, um so dem Anspruch gerechter zu werden.
Nachhaltigkeit
Am schwierigsten erscheint uns durch die Wahl unseres Projektthemas
"Hausgestaltung", die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien für Haus
10, obwohl der Titel unseres Projektes auf die drei Kriterien der Nachhaltigkeit
hinweist.
GESTALTEN - ERHALTEN - MITEINANDER REDEN
Der ökonomische Aspekt
Die Beschaffung von Geldmitteln zur Gestaltung des Hauses war für uns
kein vordergründiges Problem. Mit Beginn des Schuljahres 2000/2001 stand
durch Beschluss des Finanzausschusses jedem Jahrgang ein Betrag von
600,- DM zur Nutzung für Belange des Jahrganges zur Verfügung. Ferner
erhielten wir eine finanzielle Hilfe durch das BLK-Programm-21. Durch
die gute finanzielle Ausstattung waren wir nicht gezwungen mit Spendenwünschen
an die Eltern, den Förderverein der Schule und die umliegenden Firmen
herantreten zu müssen. Auch senkte der überlegte Kauf der Materialien,
z.B. der Spiegel für die Mädchentoilette über die "Zweite Hand", die
Ausgaben.
Der ökologische Aspekt
Über den Kauf der "richtigen" Farben wurde immer wieder in der Lehrerstation
diskutiert und ergab den Konsens: Die benötigten Farben müssen umweltverträglich,
kratzfest sein und dürfen nicht teuer sein. Dies bedeutete konkret die
Verwendung von wasserlöslichen Farben, da diese beim Trocknen keine
organischen Lösungsmittel abgeben und relativ geruchsneutral sind. Die
Stühle wurden mit Plaka-Farbe bemalt und anschließend mit wasserlöslichem
Lack versiegelt, die Spiegel und Fliesen wurden mit "window-colour"-Farben
bemalt. Die Schränke wurden mit Acrylfarben gestrichen. An dem Entscheidungsprozess
-Öl oder Acrylfarbe- waren die Schüler nicht beteiligt, sie wurden aber
kurz über die Wahl der Farbe informiert. Die Diskussion der Umweltverträglichkeit
einiger Gestaltungselemente sollte zukünftig unter stärkerer Einbeziehung
der Schüler erfolgen. Zunächst war dies ein Findungsprozess für die
beteiligten Lehrer/innen.
Der soziale Aspekt
Das Projekt in Haus 10, das in den Schuljahren 1999/2000 bis 2000/2001
durchgeführt wurde, förderte das Umgehen miteinander und das Finden von
Kompromissen. Die Schüler/innen kommunizierten intensiv und gingen kooperativ
miteinander um. Das Bemühen um die Erhaltung des Geschaffenen wird uns
immer wieder dazu zwingen, miteinander zu reden und Verantwortung zu übernehmen.
Bei diesem Projekt fand die Kommunikation hauptsächlich unter Gleichaltrigen
statt, allerdings mussten sich immer wieder Lehrer/innen zwecks Beratung
bzw. Schlichtung in die Schülergespräche einmischen.
Zukünftig sollen die Projektteilnehmer zu weiteren Schulangehörigen, aber
auch zu Bewohnern des Märkischen Viertels und zu Personen bzw. Interessensverbänden
des Bezirkes, der Stadt Berlin und des Umlandes Kontakt aufnehmen und
sich so im größeren Rahmen engagieren.