Sommeruni 2003 des BLK-Programms „21“

Auf der zweiten Sommeruniversität des BLK-Programms "21" im Jahre 2003 beschäftigten sich 40 LehrerInnen und 90 SchülerInnen mit der globalen Dimension der nachhaltigen Entwicklung. Die TeilnehmerInnen kamen aus fast allen deutschen Bundesländern, aus Bulgarien, Zypern, Polen und Dänemark. Vom 4. bis 8. August wurde intensiv in insgesamt zehn Seminaren gearbeitet. Die abschließende Präsentation bewies: Am Ende hatten alle ein besseres Verständnis von Globalisierungsprozessen und Nachhaltigkeit gewonnen.

Sommeruni 2003: Hier gibt es Eindrücke von der letzten Sommeruni des BLK-Programms "21".




topGlobalisierung

Wenn Attac zur Attacke bläst
Während die "Regierungschefs" sich noch sicher fühlen, ist attac schon da. Nicht in Massen, aber kompetent, in Person von Dr. Martin Büscher vom Wissenschaftlichen Beirat der Globalisierungskritiker. Büscher protestiert auch nicht gegen die Regierungschefs, sondern diskutiert mit ihnen, leitet sie regelrecht an. Denn Büscher leitet die Arbeitsgruppe Globalisierung bei der Sommeruni 2003.

Die "Regierungschefs" schwitzten über den Grundlagen der nachhaltigen Entwicklung. Was sind die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit und wie gelingt eine vernetzte Sichtweise? Wie könnte eine nachhaltige Globalisierung aussehen? Durch das Zusammentragen vom Wissen Einzelner ergab sich schließlich in der Summe ein umfassenderes Bild. So fiel die Attacke von attac eher nachdenklich aus. Mit ungeheurer Geduld führte Büscher die neun Jugendlichen an das Thema Globalisierung heran und ließ die TeilnehmerInnen dann, soweit es ging, Antworten auf die globale Frage finden.
Am Ende der Woche diskutierten zwei Vertreter der ärmeren Länder in aller Öffentlichkeit mit Unternehmern aus dem Sportschuh-Business. Auch eine End-Verbraucherin und eine Vertreterin von attac gaben ihren Kommentar dazu. Es ging um das Für und Wider der Auswirkungen der Globalisierung auf die Arbeitssituation in den Produktionsländern. Die "Regierungschefs" der großen Staaten waren schon abgereist.




topNachhaltiger Tourismus

Land - Leute - Leben
Die Welt sehen will wohl jede/r. Die meisten befriedigen dieses Bedürfnis mit Hilfe touristischer Reisen. Es muss ja nicht gleich am Ballermann enden: Nicht wenige Idyllen der Urlaubskataloge entstehen auf Kosten der Umwelt und zuungunsten der einheimischen Bevölkerung. Unter dem Motto "Land - Leute - Leben" diskutierten die TeilnehmerInnen des Lehrer- und des Schülerseminars über nachhaltigen Tourismus im Allgemeinen und gute Beispiele im Besonderen. Am letzten Tag der Sommeruni öffnete dann das Reisebüro "Fair Verreisen". Hier gab es fachkundige Tipps und Angebote zum umwelt- und sozialverträglichen Reisen.

Das BLK-Programm "21" - Bildung für nachhaltige Entwicklung" arbeitete bei diesem Seminar erfolgreich mit zwei Referentinnen (Birgit Gisser und Silvia Stuppäck) von respect, dem österreichischen Zentrum für Integrativen Tourismus und Entwicklung, aus Wien zusammen.




topWaterworld

Wasser für alle
Für Aufsehen sorgten die SchülerInnen des Seminars "Wasser für alle". Sie verkrochen sich nicht im Seminarraum, sondern probierten an lauschigen Plätzen des Geländes in Blossin aus, wie mit einfachsten Mitteln Trinkwasser gewonnen und aufbereitet werden kann.

Anhand dieser Beispiele erarbeiteten die LehrerInnen Konzepte, mit denen die Thematik in den Unterricht gebracht werden kann. Referenten waren Martina Graw und Steven Michelbach.




topInterkulturelle Kompetenzen

Wir sind die Welt
Den geradezu klassischen Part einer Sommeruni zur globalen Dimension der Nachhaltigkeit, das Seminar "Wir sind die Welt", hatten Dr. Gisela Führing und Dr. Albert Martin Mané für den Lehrerteil übernommen. Die Leiterin der Fachstelle für entwicklungsbezogene Pädagogik in Berlin und der Anthropologe aus Senegal gelten als die erfolgreichsten ReferentInnen auf diesem Gebiet in der Bundesrepublik. Sie verhalfen den Teilnehmenden dazu, die Perspektive zu wechseln und Situationen anders als gewohnt zu interpretieren und zu bewerten. Allein durch die Mehrsprachigkeit wurde spürbar, wie sich andere Kulturen anfühlen.

So verhielt es sich auch mit dem Angebot für die Schülerinnen und Schüler: Es war das einzige Seminar, an dem Jugendliche aus den Gastländern teilnahmen. Deswegen - und dank des lebhaften und vor allem kreativen Einsatzes der Referentinnen Christine Blome und Anja Petz - haben die TeilnehmerInnen besonders gruppenbezogen gearbeitet und einen umfassenden Eindruck darüber erlangt, welche Probleme und Freuden interkulturelle Kontakte mit sich bringen und wie jede/r die eigene Kultur repräsentiert. Am Ende brachte das Theaterstück "The Rabbit Show" das Thema unter der Fragestellung "Wie kann man nur dem Gast aus Deutschland das gestern noch liebkoste Hauskaninchen als Sonntagsbraten servieren?" auf den Punkt.




topNachhaltige Lebensstile in der Einen Welt

"Nachhaltige Lebensstile in der Einen Welt" vermittelten den jüngsten TeilnehmerInnen der Sommeruniversität die "Mutter" von Andrea Agenda, Steffi Kreuzinger, und ihre Kollegin Christine Wölfl vom Münchener Verein Ökoprojekt MobilSpiel. Die 11- bis 14-jährigen beschäftigten sich mit dem Familienleben auf den verschiedenen Kontinenten, verfolgten den Weg einer Jeans von der Baumwollpflanze bis zum Verkauf in Europa und versuchten ihr eigenes Konsumverhalten einzuordnen.

Auch dieses Seminar präsentierte sich zum Abschluss mit einem Theaterstück. In zerlumpten Kleidern und mit viel schauspielerischem Talent zeigten die jungen KünstlerInnen Szenen aus dem Alltag von Kindern, die den Lebensunterhalt der Familie (mit)bestreiten müssen und deshalb nicht zur Schule gehen können.
"Stoppt Kinderarbeit", so die Botschaft.




topArm und Reich

Gerechtigkeit begreifen
Im Spannungsfeld zwischen Süd und Nord, zwischen Arm und Reich steht bei dem Motto "Der Blick in die Welt" die Frage der Gerechtigkeit ganz oben. Eine Frage also, auf die keine schnellen Antworten zu finden sind. Bei der Sommeruni näherten sich LehrerInnen und SchülerInnen dem Thema in Sokratischen Gesprächen.

Die Methode zielt darauf ab, zur Kommunikation zu befähigen und die eigene Meinung zu korrigieren. Die Gesprächspartner sehen sich als gleichwertig an und nehmen einander ernst (Referentinnen: Renate Brunkhorst und Sandra Niebuhr).




topDas Rahmenprogramm

Von der Globalisierung zur "Global Village-Party"
Groß waren die Herausforderungen auch in der Freizeit, also an den Nachmittagen und den Abenden. Während die einen den Wolziger See bezwangen, erreichten andere mit mühsamer Kletterei den Gipfel des Treffens. So bauten die Teilnehmenden im Floßbau-Workshop aus einfachen Materialien und mit technisch kreativen Ideen einen fahrbaren Untersatz. Und tatsächlich, die abenteuerliche Fahrt auf dem See war ein voller Erfolg!

Als echte Hingucker erwiesen sich die Drachenboote: Begleitet von rhythmischen Trommelschlägen gaben sich jeweils zwei Mannschaften ein ausdauerndes Rennen. Selbst "Wolzi", das Loch Ness-Pendant des Wolziger Sees, zeigte sich beeindruckt. Besonderes Geschick und Muskelarbeit zeigten die jungen Kletterer. Alle waren sich einig. Das Gefühl, die Wand bezwungen zu haben, übertrumpfte letztendlich den sich anbahnenden Muskelkater. Und auch in der Skater-Halle überwog der Spaß am Rollen das eine oder andere Missgeschick.
Drei Tagen fleißiger Seminararbeit unter Kiefern folgte eine Tagestour unter den Linden. Sei es auf den Spuren der Berliner Szene in der Spandauer Vorstadt, auf den legendären Straßen der Friedrichsstadt oder auf einer Sightseeingtour für die englischsprachigen Gäste zu den Sehenswürdigkeiten in Berlins Mitte: Für alle war etwas dabei.

Arche Noah reloaded

Davor jedoch stand am Mittwoch Abend das Bergfest, die "Global Village-Party". Gänsehaut und mystische Stimmung brachte Neo, der Held aus Matrix. Aus Nebelschwaden aufgetaucht und vom Soundtrack des Films begleitet bahnte er sich den Weg durch die Menge zur silbern glitzernden "Arche Noah".

Dies war der Auftakt der Party und gleichzeitig die Aufforderung an die Bundesländer und Länder, sich zu überlegen, welche drei Dinge sie in der "Arche Noah reloaded" mit in die Zukunft nehmen möchten. Rein in die Arche kamen regionale Besonderheiten wie der Berliner, der plattdeutsche und der bayerische Dialekt, die Fußballmannschaften aus Nordrhein-Westfalen, der Wiener Walzer, das bulgarische Glücksband, der polnische Wollpulli und das schöne Wetter. Das Boot wurde aber auch mit Frieden und Freude oder dem Flur einer Schule als Symbol für das Engagement in Projekten beladen. Dann stach die "Arche Noah reloaded" mit Kurs Richtung Zukunft in See.